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AlekSIS as a Dayjob: Als Werkstudent im FOSS-Bildungs-Projekt

Entwicklung von freier Open-Source-Software – das klingt intuitiv nach einer Menge freiwilliger Arbeit. Genauso sah und sieht es bei dem Schulinformationssystem AlekSIS® aus. Geboren aus der Fusion zweier sehr ähnlicher Vorgängerprojekte, entwickelte sich AlekSIS durch die ehrenamtliche Arbeit einer kleinen, engagierten Entwicklergruppe in den letzten Jahren zu einer umfangreichen und erweiterbaren Softwarelösung für vielfältige Anwendungsbereiche in nicht nur schulischen Kontexten. Mittlerweile wird es an mehreren Schulen im Produktivbetrieb eingesetzt – und wir von velocitux bieten professionellen Betrieb, Support und Anpassungen am Code an.

Mein Name ist Hangzhi und ich bin seit ein paar Monaten Werkstudent bei velocitux. Zu meiner Arbeit gehört vor allem, auf Wunsch von Kunden – das können zum Beispiel Schulen oder kommunale Schulträger sein – Anpassungen in Form von gewünschten Features in AlekSIS zu konzipieren und zu implementieren. Im Grunde also von der reinen Arbeit her nichts Grundverschiedenes als das, was ich in meiner ehrenamtlichen Arbeit für das Projekt schon seit vielen Jahren seit der Mittelstufe gemacht habe.

Vieles hat sich mit der Möglichkeit des bezahlten Arbeitens an AlekSIS verändert. Zunächst ein wenig überraschend, aber mir am wichtigsten ist das Mehr an Freiheit, das mit bezahlter Arbeit einherging. Oder genauer gesagt: Die Freiheiten, die ich am ehrenamtlichen Arbeiten sehr schätze – “Arbeiten nach Interesse”, relativ freie Zeiteinteilung, wenig Abhängigkeit von Externen – werden durch andere ergänzt. Mittlerweile brauche ich mir zum Beispiel kaum Stress zu machen, wenn ich versuche, möglichst regelmäßige AlekSIS-Arbeit, anderes Engagement, mein Studium und alles andere Unbezahlte im Leben unter einen Hut zu bringen und dabei immer den nervigen Gedanken im Hinterkopf habe, dass man zwischen all diesen Dingen noch irgendwie eine Erwerbstätigkeit unterbringen müsste. Das Abwägen zwischen eigenen Interessen und Arbeit aus rein finanziellen Gründen raubt in vielen Fällen die Freiheit, die eigene Zeit selbstbestimmt und sinnstiftend einzuteilen.

Klar: Bezahlt werden bedeutet auch, ein gewisses Maß an Verbindlichkeit hinzunehmen. Die grobe Richtung meiner Arbeit ist jetzt Ergebnis einer Absprache mit externen Akteuren und nicht mehr einer rein internen Priorisierung. Deadlines und strukturierte Aufgabenplanung waren nie meine besten Freunde, und anfangs hatte ich bisweilen meine Schwierigkeiten damit, im Voraus meine zu erledigende Arbeit einzuteilen. Gleichzeitig bin ich im Nachhinein froh darüber, dass diese Zunahme an Verbindlichkeit und Struktur ein bisschen auf das gesamte AlekSIS-Projekt abgefärbt hat – und dafür sorgt, dass wir in unserer freiwilligen Arbeit stressfreier und trotzdem schneller vorankommen und besser in der Lage sind, die zukünftige Entwicklung des Projektes zu steuern. Ich empfinde es auch immer wieder als herausfordernd und zugleich bereichernd, mich im Rahmen von externen Aufträgen mit Teilbereichen der Webentwicklung zu beschäftigen und schließlich Dinge zu lernen, mit denen ich mich sonst nie auseinandergesetzt hätte. Man könnte wohl sagen, dass das bezahlte Arbeiten am Projekt meinen technischen Horizont zwangsläufig erweitert hat.

Und auch im Allgemeinen passen Freie Software und Erwerbstätigkeit für mich gut zusammen:: FOSS und Profitorientierung sind kein natürliches Begriffspaar. Sie schließen sich aber auch nicht aus, denn Freiheit impliziert in der üblichen FOSS-Definition keine Kostenfreiheit. Die Entwicklung und Anwendung von FOSS findet nicht in einer unkommerziellen Parallelwelt statt, sondern ganz wesentlich im aktuellen, mehrheitlich gewinnorientierten Wirtschaftssystem – und das ist auch vollkommen okay so, solange die Idee der Profitorientierung an sich nicht infrage gestellt wird. Ich bin davon überzeugt, dass das Maß an Verbreitung, das Freie Software in diversen Bereichen mittlerweile erreicht hat, ohne die Arbeit von gewinnorientierten Unternehmen und Einzelpersonen nie möglich gewesen wäre. Denkt man zum Beispiel an per definitionem viel externen Support benötigende Bereiche der IT, zum Beispiel Webhosting-Dienstleistungen, dann ist es schwer vorstellbar, wie ein großflächiger Einsatz ohne ein solides Gerüst an externen Unterstützungsdienstleistern möglich sein soll. Auch ergibt es in vielen Fällen für (mitunter gewinnorientierte) Institutionen selber Sinn, teils auf FOSS zu setzen, zum Beispiel, um einen Lock-in auf proprietäre Software zu verhindern – was ein Teilaspekt der Freiheit im Sinne der Freie-Software-Bewegung ist.

velocitux bietet ausschließlich Dienstleistungen im Kontext von freier Open-Source-Software an. Das machen wir, weil wir, die Menschen rund um velocitux, im Laufe der Jahre vielfältige Erfahrungen in der Arbeit mit FOSS gesammelt haben und gerade deswegen davon überzeugt sind, dass die dazugehörigen Ideale zu einer besseren Welt beitragen können – denn sie schafft Transparenz und Unabhängigkeit für Nutzer*innen, sichert Teilhabe für Interessierte, betont einen Anspruch auf Gleichheit im finanziellen Sinne und schafft Vertrauen in Anwendungen, auf die wir alle zunehmend angewiesen sind.

Und am Ende muss “Profit” nicht “Bereicherung” bedeuten: Stattdessen ist es uns ein Herzensanliegen, mit erwirtschafteten Mitteln wieder echte Open-Source-Projekte wie AlekSIS zu stärken – auch in Aspekten, die wir als ehrenamtliches Entwicklerteam nicht ausreichend leisten könnten.

Die Möglichkeit, bestimmte Features gegen Entgelt implementieren zu lassen und professionelle Unterstützung im gesamten Prozess von der Idee, ein Schulinformationssystem einzusetzen, bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme in Anspruch nehmen zu können, rundet für Schulen und Schulträger das Gesamtpaket ab und ermöglicht erst eine großflächige Verbreitung der Software.

So bedeutet “Profit” letzten Endes einen Gewinn für alle Beteiligten: Für die Entwickler*innen, da sie für ihre Arbeit entlohnt und entlastet werden sowie schon früh praktische Berufserfahrungen sammeln können, für die Nutzer*innen und Kunden, weil sie zuverlässigen Support erhalten können und für das gesamte Ökosystem, weil erwirtschaftete Mittel wieder gezielt zurückinvestiert werden können.


Hangzhi ist Student in Politikwissenschaften an der FU Berlin und war als Schüler bereits einer der Initiatoren des AlekSIS-Vorgängerprojekts SchoolApps an seiner Schule Katharineum zu Lübeck. Als einer der ersten Werkstudenten bei velocitux begleitet er momentan insbesondere die Migration der Software zu einem Vue.js-basierten Frontend, die Teil der Roadmap für die Releases 2023.1 und 2023.6 ist.

velocitux ist Partner des AlekSIS-Projekts für professionelle Entwicklung und Support. AlekSIS® ist eine eingetragene Wortmarke des Open-Source-Projektes AlekSIS, vertreten durch den Teckids e.V..

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